MICHAELA BRÄUTIGAM DEUTSCHE MEISTERIN

Michaela Bräutigam kennt zwei Ausgaben der Backstube von Böckelers Genussmanufaktur im Bühler Froschbächel. Die eine, das ist die, in der sie jetzt steht und mit ihren Kolleginnen und Kollegen schon im Weihnachtsgeschäft steckt.

Die andere aber, das ist jene, die die junge Konditorin über Wochen nach Feierabend kennengelernt hat: ein großer Trainingsraum nur für sie. Hier hat sich Michaela Bräutigam auf den Bundesentscheid der deutschen Jung-Konditorinnen und -Konditoren vorbereitet. All die Nachmittage in der leeren Backstube, das Üben, Üben und nochmals Üben, es hat sich gelohnt: Die 24-Jährige aus Bühl darf sich jetzt deutsche Meisterin der Konditoren nennen.

Beim Bundesentscheid, den German Craft Skills, hat sie sich in München gegen neun Konkurrentinnen und zwei Konkurrenten durchgesetzt. Qualifiziert hatte sich Bräutigam in mehreren Etappen. Sie hatte zuvor sowohl den Kammer- als auch den Landesentscheid gewonnen.

2021 hatte sie bei Böckeler ihre Ausbildung begonnen, wo sie zuvor schon eines von mehreren Praktika gemacht hatte. „Ich habe immer schon gerne gebacken und dabei ausprobiert“, erzählt sie vom Spaß, den es ihr bereite, aus Lebensmitteln etwas Besonderes zu kreieren. Ginge das nicht auch als Köchin? Da lacht die Konditorin: „Doch, aber mir liegt das Abwiegen besser als das Abschmecken.“

Bühler Konditorin mit viel Kreativität

Doch es geht um viel mehr als um die richtigen Mengen der unterschiedlichen Zutaten. Die Optik muss stimmen, der Geschmack (Urteil der Jury: 100 von 100 Punkten), das Zusammenspiel der unterschiedlichen Zutaten, und immer ist da viel, viel Kreativität gefragt.

Wenn Michaela Bräutigam von ihrer Mango-Maracuja-Mus-Torte erzählt, vom Nougatkern, dem Boden aus Pistazien-Financier, dem Schokoladenüberzug, dann leuchten ihre Augen und erzählen auch etwas: Da ist jemand in seinem Element.

Das Teilnehmerfeld mit der strahlenden Siegerin aus Bühl. Foto: Christian Böckeler

An die Seite der Kreativität muss aber der Hände Arbeit treten, und das bedeutet intensive Vorbereitung. Das weiß auch Christian Böckeler, der die Manufaktur leitet: „Da kommt man in der Vorbereitung unter zwölf bis 14 Stunden nicht raus.“

Vier Wochen vor dem Wettbewerb erhielt die Konditorin ihre Aufgaben. Drei Sorten kleiner Torten, je zehn Stück, drei Sorten Pralinen, zwei Dekorationsstücke, zwei mal vier Marzipanstücke: „Der Backzettel ist lang“, weiß Böckeler. „Bei der Zeit trennt sich dann die Spreu vom Weizen.“

In der Manufaktur testete und übte Bräutigam, immer und immer wieder. Tipps erhielt sie nicht nur von Christian und Fabian Böckeler, beide selbst deutsche Meister im Konditorenhandwerk, auch Joachim Habiger stand ihr zur Seite. Der Inhaber einer Patisserie-Schule in Fellbach kam einmal nach Bühl, einmal fuhr Bräutigam ins Schwäbische.

Punktlandung nach zehn Stunden

Gerade an ihrem großen Schaustück tüftelte die Konditorin. Denn was am Ende wie aus einem Guss aussieht, hat Stellen, an denen einzelne Teile zusammengefügt sind. Die müssen so sauber verarbeitet sein, damit sie als solche nicht zu erkennen sind. Ganz schön knifflig sei das, sagt Bräutigam.

Die Zutaten durften mitgebracht werden, produziert wurde live. Insgesamt zehn Stunden Zeit waren vorgegeben. Als die Uhr zu ticken begann, sei die Aufregung verschwunden. Jetzt galt es, das umzusetzen, was sie so lange geübt hatte. „Im Idealfall läuft alles gut“, sagt die Konditorin, „geht aber eine Kleinigkeit schief, muss man Lösungen finden. Viel Zeit ist dafür nicht.“

 

Zum Nachbericht bei BADEN TV:

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